Monumente des Straßenradsports - die 5 traditionsreichen Klassiker

Monumente des Straßenradsports - die 5 traditionsreichen Klassiker

Wenn im Frühjahr in Europa die Radsaison startet, stehen jedes Jahr mit Mailand-Sanremo, die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich gleich vier traditionsreiche Klassiker an, bevor im Oktober die Lombardei-Rundfahrt, das letzte der sogenannten „Monumente des Radsports“, die Saison ausläuten lässt. Legendär wurden diese prestigeträchtigen Eintagesrennen durch eine hohe Anzahl an Austragungen, besondere Streckenverläufe, hohe Anerkennung in der Öffentlichkeit und die Qualität der Siegerlisten.

Es gibt viele große Namen, die je einen dieser Klassiker gewinnen konnten. Rekordsieger ist Eddy Merckx mit 19 Siegen. Neben Roger De Vlaeminck (11x) und Rik van Loy (8x) ist er einer von nur drei Radsportlern, die dazu alle Belgier sind, die jedes der fünf „Monumente des Radsports“ mindestens einmal gewinnen konnten.    

Lüttich-Bastogne-Lüttich: Das Älteste der Monumente 

1892 wurde Lüttich-Bastogne-Lüttich von der belgischen Zeitung "L´Expresse" erstmalig organisiert und führte damals wie heute durch die wallonische Provinz Lüttich, im südlichen Belgien, mit Wendepunkt in Bastogne (dt. Bastnach). Bei der Premiere war jedoch noch Spa, südlich der Stadt Lüttich, Start und Ziel des ältesten aller Radklassiker.

Das hügelige Geländer in den Ardennen brachte seinerzeit viele Fahrer schnell an ihre Grenzen. Einige von ihnen waren bereits nach der Hälfte der Strecke so angeschlagen, dass sie bei der Wende am Bahnhof in Bastogne lieber den Zug nahmen, um nach Spa zurückzukommen. Einer der wenigen die ins Ziel kamen, war der Belgier Leon Houa, der die erste Ausgabe des Klassikers in knapp 11 Stunden gewann. Heutzutage brauchen die Sieger keine 6,5 Stunden mehr.

Lüttich-Bastogne-Lüttich hat auch den französischen Namen „La Doyenne“ (das Älteste), da es das älteste aller großen Radklassiker ist. In die Siegerlisten konnte sich die bekanntesten Radfahrer, wie Eddie Merckx, Jacques Anquetil, Bernard Hinault und auch Alejandro Valverde häufiger eintragen. Mit Hermann Buse (1930) und Dietrich Thurau (1979) gibt es bisher nur zwei deutsche Sieger.

Die knapp 250 km lange Strecke ist gespickt mit vielen kurzen aber knackigen Anstiegen, die vor allem im zweiten Teil des Rennens immer wieder rennentscheidend sind. In der Reihenfolge der fünf Klassiker ist dieses Rennen die Nummer 4 im Kalender der UCI.

Mailand-Sanremo: Die Klassiker-Saison startet mit „La Primavera“

Mailand-Sanremo ist das erste große Rennen der Radsaison und das seit mehr als 100 Jahren. Dieser historische Klassiker ist mit knapp 300 km das längste Eintagesrennen im Kalender der Radprofis. Er schlängelt sich vom Stadtrand Mailands durch die Lombardei über den Pass von Turchino bis zur Mittelmeerküste, um an der italienischen Riviera im malerischen Sanremo ein würdiges Ziel zu finden.

Eines der bis heute legendärsten Mailand-Sanremo Rennen, welches auch „La Classicissima“ oder „La Primavera“ genannt wird, fand 1946 statt. Knapp ein Jahr nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, ganz Italien befindet sich im Wiederaufbau, kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden italienischen Superstars Fausto Coppi und Gino Bartali. Mit einem Husarenritt, satte 147 km alleine im Wind, siegte Coppi mit 14 Minuten Vorsprung vor seinen nächsten Verfolgern und 24 Minuten vor seinem Dauerrivalen Gino Bartali. Diese Solofahrt bescherte Fausto Coppi den Beinamen „Campionissimo“ und teilte fortan die italienischen Radfans in „Coppisten“ und „Bartalisten“.

Insgesamt gewann Fausto Coppi diesen Klassiker dreimal und der fünf Jahre ältere Rivale Gino Bartoli sogar viermal. Weitere bekannte Radsportler, wie Eddie Merckx (7x), Erik Zabel (4x), Oscar Freire (3x), Sean Kelly (2x) und Laurent Fignon (2x) trugen sich nicht nur einmal in die Siegerlisten ein. Mit Rudi Altig, Gerald Ciolek und John Degenkolb gewannen weitere deutsche dieses Rennen.

In den letzten Jahren überzeugten, bei dem relativ flachen aber verdammt langem und schnellem Rennen, häufiger die Sprinter beim Zieleinlauf in Sanremo und holten zahlreiche Siege. Sollte es mal nicht so sein, haben bestimmt die kurzen aber knackigen Anstiege nach Cipressa und Poggio, die nicht weit entfernt von Sanremo liegen, dafür gesorgt, dass keiner der Endspurtkönige ganz oben steht. Wir lassen uns jedes Jahr gerne aufs Neue überraschen. 

© Claudio Martino - Wikipedia.org

Flandern-Rundfahrt: Über Kasseien und Hellinge

Von der italienischen Mittelmeerküste mit seinen Palmenstränden geht es im Rennkalender im Frühjahr gleich weiter zum nächsten Monument. Die mit Kopfsteinpflaster und bissigen Anstiegen gespickte Flandern-Rundfahrt (Ronde van Vlaanderen), im Norden Belgiens, wird immer am ersten Sonntag im April ausgetragen. Ins Leben gerufen wurde sie 1913 vom legendären belgischen Sportjournalisten Karel Van Wijnendaele.

Auf der ungefähr 250 Kilometer langen und hügeligen Strecke finden sich jedes Jahr viele tausende Fans am Straßenrand wieder, die die Fahrer mit ihren Anfeuerungsrufen über jeden einzelnen „Stolperstein“ bis ins Ziel tragen. Denn neben den zahlreichen Kopfsteinpflasterpassagen (flämisch „Kasseien“) sind es auch die regelmäßig zu überfahrenden „Hellinge“– kurze, besonders steile Anstiege (teilweise über 20%) – die das Rennen zu einer großen Herausforderung für Mensch und Maschine machen. Der legendärste aller Hellinge ist die „Muur von Geraardsbergen“, die bekannteste „Mauer“ im Profiradsport.

Ein weiteres und nicht selten unvorhersehbares Bollwerk ist das belgische Frühjahrswetter. Regnet es, können die Kasseien zu einer Rutschpartie werden. Stürze sind dann auf den schmalen Wegen nicht selten und beeinflussen den Rennverlauf. Aber auch kaltes und windiges Wetter gehören zur Flandern-Rundfahrt und können das Rennen ebenfalls zur Tortur machen.

In keinem Rennen müssen Fahrer und Rad so perfekt aufeinander abgestimmt sein, wie bei diesem Eintagesklassiker. Besonders gut machten dies in der Vergangenheit Fiorenzo Magni, Eric Leman, Tom Boonen und Fabian Cancellara. Sie gewannen jeweils dreimal dieses schwere Rennen. Als einzige deutsche standen hier Rudi Altig 1964 und Steffen Wesemann 2004 ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Dass die Flandern-Rundfahrt vor allem für belgische Radsportler prädestiniert ist, zeigen auch die Siegerlisten. Von 102 Rundfahrten – von 1913 bis 2018 – stand nur 5 Mal kein Belgier auf dem Podium. Welcher Belgier ist dein Favorit bei der nächsten Ausgabe der Flandern-Rundfahrt?      

© LimoWreck - Wikipedia.org

Paris-Roubaix: Ein wilder Ritt über „Katzenköpfe“

Nach Lüttich-Bastogne-Lüttich ist Paris-Roubaix das zweitälteste der Monumente des Radsports und findet häufig Mitte April statt. Die erste Ausgabe fand bereits 1896 statt nachdem die Unternehmer Theo Vienne und Maurice Pérez eine Radrennbahn in Roubaix bauten und die Idee hatten auf dieser ein Rennen enden zu lassen. Bis heute ist der Zieleinlauf auf der Betonbahn im Velodrom von Roubaix, das im Norden Frankreich an der belgischen Grenze liegt. Gestartet wird das Rennen jedoch nicht mehr direkt in Paris, sondern seit 1977 knapp 80 km nördlich vor dem Schloss in Compiègne.

Guckt man sich das knapp 250 km lange Streckenprofil des wohl bekanntesten aller Eintagesklassiker an, lässt es durch sein durchgehend flaches Profil nicht vermuten, wie höllisch dieses Rennen jedes Jahr ist. Ein durchgehend hohes Tempo, harte Positionskämpfe und vor allem die insgesamt mehr als 50 Kilometer langen und unterschiedlich schwierigen Kopfsteinpflasterpassagen haben Paris-Roubaix auch den Namen „Die Hölle des Nordens“ gegeben.

Unterteilt werden diese in Schwierigkeitsstufen von 1 bis 5 Sternen. Ein Stern bedeutet hier eher harmlos, fünf Sterne Passagen sind einfach nur brutal, wie der berühmteste Abschnitt des Rennens, der 2400 Meter lange Trouée d’Arenberg.

Die grobe Struktur der teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kopfsteinpflasterpassagen, lockere und glatte Steine, viele Löcher, Unebenheiten, aufgewirbelter Staub und Dreck sowie Wind und Wetter sind die entscheidenden Faktoren die jedes Jahr aufs Neue Überwunden werden müssen, um dieses Rennen erfolgreich beenden zu können.

Wer ohne Sturz oder Schaden sicherer über die Pavés kommen möchte, sollte mit viel Speed, damit man die Schläge von unten weniger spürt und als erster die Abschnitte überfahren. So hat man die beste Sicht, kann seine eigene Linie wählen und möglichen Hindernissen schneller ausweichen. Wenn du es dann noch schaffst die Hände locker am Oberlenker zu lassen, vermeidest du zudem schmerzhafte Blasenbildungen.

Der deutsche Josef Fischer war der erste Fahrer, der diese Tortur 1896 für sich entschied. Erst 2015, 119 Jahre später, konnte sich mit John Degenkolb ein weiterer Deutscher in die Siegerliste eintragen. Rekordsieger dieser legendären Veranstaltung sind mit jeweils vier Siegen die beiden Belgier Roger De Vlaeminck und Tom Boonen.

Paris-Roubaix ein französischer Klassiker mit belgischer Seele!

Lombardei-Rundfahrt: Das letzte große Rennen der Saison

Wenn die Klassiker im Frühjahr bereits seit Monaten ihre Sieger kennen und alle großen Rundfahrten, wie der Giro d’Italia, die Tour de France und die Vuelta sowie die Rad-WM längst Geschichte sind, dann steht im Oktober noch das letzte große Monument des Radsports an, die Lombardei-Rundfahrt. Auf den Straßen im bergigen Norden Italiens, müssen die Profis nochmal ordentlich in die Pedale treten, da dieses Rennen mit knapp 250 km nicht nur sehr lang ist, sondern auch reichlich Höhenmeter überwunden werden müssen.

Erstmals wurde die Lombardei Rundfahrt („Il Lombardia“) 1905 ausgetragen. Der italienische Radrennfahrer Giovanni Gerbi gilt als Begründer und siegte auch gleich bei der ersten Ausgabe, deren wechselnde Streckenführung seither zwischen Mailand und dem Comer See liegt. Ab 1907 bis heute organisiert das Rennen die bekannte italienischen Radzeitschrift „Gazzetta dello Sport“.

Das „Rennen der fallenden Blätter“ ist mit seinen zahlreichen Anstiegen prädestiniert für explosive Kletterer. Legendär ist die Straße zum Colmar di Sormano, die auch als „härtester Radweg der Welt“ bezeichnet wird. Bei einer maximalen Steigung von 24% werden sogar viele Profis dazu gezwungen, den Aufstieg zu Fuß zurückzulegen. Der bekannteste Anstieg der Rundfahrt ist jedoch der Pass hinauf zum Madonna del Ghisallo, da hier in der Vergangenheit häufig vorentscheidende Angriffe erfolgten. Traditionell unterliegt die Streckenführung jedoch einem steten Wandel, so dass der eine oder andere namhafte Anstieg erst wieder im nächsten Jahr Berücksichtigung findet.

Wie es sich für ein so einzigartiges Rennen gehört, findet man in der Siegerliste der Lombardei-Rundfahrt durchgehend namhafte Radsportler. Ein Deutscher konnten diese Rennen bisher noch nicht für sich entscheiden. Mit fünf Siegen ist Fausto Coppi, der wohl bekannteste italienische Radfahrer, derjenige, der am häufigsten ganz oben auf dem Podest stand. 


Über Brügelmann


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